Rechtsterrorismus seit dem NSU
Die Selbstenttarnung des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) im November 2011 verdeutlichte, wie hoch professionalisiert rechtsterroristische Netzwerke ungestört über Jahre hinweg in Deutschland morden konnten – auch im Hinblick auf das bis heute nicht gänzlich aufgeklärte Zutun von Ermittlungsbehörden und Nachrichtendiensten. Der NSU und die rechtsterroristischen Anschläge der letzten Jahre wie in Halle oder Hanau stehen exemplarisch für die gegenwärtige Entwicklung im deutschen Rechtsterrorismus, der seit 1945 immer wieder von strategischen Neuorientierungen und der Weiterentwicklung nationaler und internationaler Netzwerke geprägt ist.
Ein neuer, wichtiger Baustein der Wissenserweiterung ist eine systematische Erfassung von Rechtsterrorismus in Deutschland durch diese neue Datenbank. In der Datenbank archiviert CeMAS im Rahmen des von der Alfred Landecker Foundation geförderten Projekt „Digital Seismograph: Monitoring Terrorism“ (DSMT) rechtsterroristische Fälle in Deutschland seit 2011, der Selbstenttarnung des NSU, und ordnet diese ein. Die zum Projekt gehörende Webseite terror-seit-nsu.de hält dazu zahlreiche Analysen, Daten und Handlungsempfehlungen bereit. Diese Erkenntnisse sind unverzichtbar, um zu verstehen, wodurch die aktuellen Entwicklungen begünstigt und beeinflusst werden und wie sich eine demokratische Gesellschaft im Anblick einer solchen Gefahr verhalten sollte. Die Daten werden fortlaufend aktualisiert.
51 erfasste Fälle seit dem NSU
Mehr erfahrenDer Rechtsterrorismus in Daten
Mehr erfahrenRechtsterror in Deutschland, eine Analyse der letzten 10 Jahre
Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung von Rechtsterrorismus
tl;dr
Der Rechtsterrorismus in Deutschland hat seit der Selbstenttarnung des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) im Jahr 2011 an Komplexität zugenommen. Das zeigt die Datenbank von CeMAS. Vor allem drei wesentliche Strömungen lassen sich gegenwärtig identifizieren: die des militanten Akzelerationismus, des verschwörungsideologischem Souveränismus und die des vigilantistischen Terrorismus
Wie wir die Daten erfasst haben
Da es keine einheitliche Erfassung in Deutschland gibt, sollen die in diesem Datensatz aufgeführten und eingeordneten Fälle dabei helfen, die Entwicklungen von Rechtsterrorismus in Deutschland aufzuzeigen. Dazu wurden offen zugängliche Quellen wie Presseberichte, Datenbanken, Kleine Anfragen, Prozessberichte und Pressemitteilungen von Polizei und Staatsanwaltschaften zielgerichtet ausgewertet, analysiert und eingeordnet.
„Rechtsterrorismus in Deutschland wird oft auf die Fälle in Hanau und Halle reduziert. Unsere Datenbank zeigt jedoch, dass das Problem deutlich größer ist und die Gefahr von Anschlägen über die letzten Jahre zugenommen hat. Digitale Räume werden von den ermittelnden Behörden noch immer nicht ausreichend ernst genommen. So konnten sich rechtsterroristische Subkulturen entwickeln, die selbst für Minderjährige leicht zugänglich sind.“
Miro Dittrich